Vorhergesagte 5-6 Hectopascal Südüberdruck sind nach Angaben unserer lokalen Informanten für einen Ausflug zum Piz Beverin ungeeignete Bedingungen. Ausserdem sind die sonstigen Vorhersagen etwas widersprüchlich. Einerseits Südüberdruck, andererseits Nordwind???

Das unweit eines Seelis tagende Vorbereitungskomitee beschliesst daher die Auswahl eines Alternativziels: Auf geht’s zum Chrüz! Der Aufbruch erfolgt folglich zu humaner Zeit, im nebligen unteren Alpenrheintal. Die akute Erkrankung eines Teilnehmers am Töffvirus überfordert unsere Planungsfähigkeiten an diesem Morgen, wir reisen trotz verbreiteter Leichtausrüstung, die in ein Auto gepasst hätte, mit zuvielen Fahrzeugen an. Auf Höhe Bad Ragaz apert die Sonne aus dem Nebel, das nebelfreie Bündnerland hat uns!

Als gute Wahl erweist sich der Zustieg ins Posti bereits am Bahnhof, noch hat es genug freie Plätze. Wie sich bereits bei der Auffahrt durch die verfärbten Herbstwälder des Stelser Bergs feststellen lässt, ist die Trauer ob des kurzfristigen Wechsels des Startbergs nicht allzu weit verbreitet. Die Aussicht, bereits nach 550 hm Fussmarsch statt 1500 hm am Startplatz zu sein, ist, insbesondere für Teilnehmer mit schwerem Rucksack, nicht so unangenehm. Beiläufig gelingt es einem der Teilnehmer, Informationen über die erfolglos verlaufenen Versuche zur Reservation von Plätzen im Posti in Erfahrung zu bringen. Auf unseren entsprechend vorgebrachten Wunsch fährt uns das Fahrzeug bis zum See. Der Anstieg verläuft sehr angenehm über den heute schneefreien, sonnenüberfluteten trockenen Pfad. Auf die Mitnahme der Gamaschen hätte man getrost verzichtet können.

Sehr zugute kommt uns, dass bis zum letzen Moment ein anderer Startberg im Rennen war: Die Lunchpakete einiger Teilnehmer sind von Piz. B. Expedtionsformat. Wie wir durch intensive Beobachtung der Termik am Berggipfel herausfinden, herrschen heute schwache Bedingungen vor. Ziel aller Teilnehmer ist es folglich, ihre Schirme so niedrig beladen wie möglich zu fliegen. Verschiede Ansätze werden verfolgt, so sind einige Besuche der NO Flanke des Berges zu verzeichnen. Einen alternativen Ansatz wählt der Teilnehmer mit dem expeditionsformatigen Lunchpaket: Er reduziert sein Startgewicht durch das Aussprechen eines bedingten Startverbots. Lebensmittel werden nicht runter geflogen, sondern sind vor dem ersten Start eines Teilnehmers sachdienlich zu versorgen.

Der obengenannte Virusbefallene verliert als erstes die Geduld und entfliegt nach einigem Soaren an der Hochebene unseren Blicken. Die restlichen Teilnehmer begeben sich etwas später in die Luft, in der Zwischzeit sind die Bedingungen geringfügig besser. Es geht thermisch, die Schläuche sind allerdings sehr unregelmässig und klein. Der eine oder andere Teilnehmer kann den Startplatz kurzzeitig etwas überhöhen. Insbesondere der Hauptfotograf der Gruppe macht nähere Bekanntschaft mit einem lokalen Flieger, der, über mehrere Minuten hinweg von unserer fliegenden Gruppe beobachtet, in konzentrierter Kleinarbeit aus dem Buchner Tobel heraufsteigt. Während besagter Fotograf vom lokalen Flieger in einem Abstand von weniger als einer Flügellänge anhaltend eskortiert in geradem Kurs zum Landeplatz entschwindet, versuchen die verblieben sich nur noch kurz in der zerhackten Thermik.

Bei einem gemütlichen Beisammensein in Mitten der Herrschaft unterhalten wir uns über das Erlebte: Zusammenfassend lässt sich sagen, für den Herbst war das doch ein sehr gelungener Anlass!

Foto – Gallerie

Nachtrag Simon:

Hier noch ein leider etwas unscharfes Bild vom „lokalen Flieger“:

Unscharf deshalb, weil ich leider den Wahlschalter Autofokus/Manuell am Objektiv versehentlich verstellt habe. Da ich mit der Spiegelreflex am Hantieren war, bemerkte ich den stattlichen Adler erst spät und war ihm möglicherweise vorher etwas zu nahe gekommen.

Als ich ihn bemerkt hatte, habe ich selbstverständlich versucht etwas Abstand zu halten. Allerdings ist er dann plötzlich von unten wie ein Pfeil hochgeschossen und hat die Flügel angezogen. Somit war mir nun endgültig klar, dass er mich vertreiben wollte.
„Lokaler Flieger“
Ich habe mich dann Richtung Westen parallel zum Grat davongemacht. Er ist mir dann aber gefolgt und dabei so nahe an der Hinterkante vom Obersegel geflogen, dass mir nicht mehr wohl war: ich dachte, dass er mir noch in die Kiste reinhackt! Als ich am westlichen Ende vom Grat und somit am Ende vom Aufwindband angekommen war, ist er plötzlich nach hinten abgedreht und wie ein Pfeil verschwunden. Den Chef vom Stelserberg habe ich nun kennengelernt!

Zu den Fotos:

Die Fotos wurden mit drei verschiedenen Kameras aufgenommen:

Dominik:
Kompaktkamera Canon PowerShot G10 (28 – 140 mm Kleinbildformat)
Röbi: GoPro HD Hero Helmkamera (Brennweite 8.5 mm)
Simon: Spiegelreflex Canon EOS 550D mit EF-S 10-22 mm (enspricht 16 – 35 mm im Kleinbildformat)

Der Mix der drei ganz unterschiedlichen Kameras macht die Fotogallerie meiner Meinung nach sehenswert, aber schaut doch selbst!
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